Sektion 1

Die Perspektive der Kulturwissenschaft, der Ritualforschung, der Theologie und Religionswissenschaft

In welcher Beziehung stehen die Kirchengebäude heute zu den dominierenden Sakral- und Ritualorten unserer Kultur? Welchen ikonischen bzw. kultischen Anspruch kann ein Kirchengebäude in diesen Kontexten noch haben? Welche aktuellen Perspektiven gibt es für die Umnutzung überzähliger Kirchen aus Sicht der Kulturwissenschaft, der Ritualforschung, der Theologie und der Religionswissenschaft?

In diesem Eröffnungsvortrag sollen einige Anmerkungen aus der Perspektive der aktuellen Ritual Studies als thematische Anreize für die Erforschung des Themas Kirchenumnutzung vorgestellt werden. Themen sind: Umnutzung als Umgestaltung, heilige Ritualfelder oder -zonen in unserer Kultur und, als Beispiel der Ritualkritik, der Bedeutungskontext der Kirchenumnutzungen.

Dieser Beitrag zeigt innovative Beispiele von Kirchgemeinden, die ihre traditionellen Gebäude während des Tages oder der Woche multifunktional nutzen. In neuen Ausdrucksformen ist oft ein Zusammenhang zwischen dem Kirchengebäude, dem Kontext und der Art und Weise, wie das Gebäude genutzt und umgestaltet wird, erkennbar. Und manchmal gibt es eine Dynamik, ein Gebäude lieber nicht mehr zu nutzen, weil es nicht auf eine Weise genutzt werden kann, die dem Kontext und der christlichen Gemeinschaft gerecht wird. Die Wechselbeziehung zwischen Gebäude, Innovation und Tradition ist von der Art, dass sie sichtbar wird und diskutiert werden muss.

Die Zukunft von Kirchengebäuden ist nicht nur eine Frage der Architektur, sondern vielmehr eine Frage der Gesellschaft. Als Zeichen der Transzendenz können Kirchengebäude nicht nur für religiöse Menschen, sondern auch für andere "Suchende" Orientierung geben. Sogenannte "erweiterte Nutzungen" können eine Chance für alle Beteiligten sein: die Gesellschaft, die christliche Gemeinschaft und nicht zuletzt: das Kirchengebäude.