Kirchenumnutzung - Internationales Forum

Sektion 3

Die Perspektive der Denkmalpflege

Wie kann das kulturelle Gedächtnis, das die Kirchen verkörpern, bewahrt werden? Wie bleibt die Geschichte unserer Gesellschaft an wichtigen Zeugnissen ihrer Bautätigkeit langfristig ablesbar? Wie kann sich die lokale Gemeinschaft am Transformationsprozess einer Kirche beteiligen? Was kann sie zur Erinnerung des Gebäudes beitragen?

Der „Parish Church Plan“: Die Zukunft der Pfarrkirchen planen in Zusammenarbeit zwischen den Stadtverwaltungen, den zentralen Kirchenverwaltungen und den jeweiligen Pfarreiräten

Die Idee hinter dem "Parish Church Plan" besteht darin, eine Politik zu entwickeln, die alle Kirchen auf dem Gebiet einer Gemeinde einbezieht, anstatt für jede einzelne Kirche einen individuellen Ansatz zu verfolgen. Diese Helikopterperspektive soll helfen, bessere Entscheidungen darüber zu treffen, welche Kirchen längerfristig noch für Gottesdienste genutzt werden und für welche Kirchen eine neue (gemeinschaftliche oder andere) Nutzung gefunden werden kann. In dieser Sichtweise ist die Zukunft der Kirchen nicht nur ein Problem der katholischen Kirche und der einzelnen Kirchengremien. Sie betrifft auch die kommunalen Behörden als historische Eigentümer der Gebäude und Subventionsgeber der Kirchenausschüsse. Außerdem wird die Beteiligung lokaler Akteure wie Kultur- und Denkmalschutzvereine betont. Der Plan muss grundlegende Informationen über das Gebäude selbst (kulturelle, historische, architektonische und denkmalpflegerische Werte, physischer Zustand des Gebäudes usw.), das Gebäude in seiner Umgebung, die derzeitige und künftige gottesdienstliche Nutzung und das mögliche Interesse neuer Nutzer enthalten. Auf der Grundlage dieser Formulierung hat PARCUM- CRKC im Dialog mit den flämischen Diözesen ein Modell für "Parish Church Plans" und einen Stufenplan zu dessen Entwicklung im Dialog mit allen betroffenen Parteien entwickelt. Der Fahrplan legt besonderes Augenmerk auf die Beteiligung der lokalen Gemeinschaft, um die Unterstützungsbasis für die weitere oder neue Nutzung dieser Gebäude, die immer noch im Herzen der Gesellschaft stehen, zu vergrößern.

Umnutzungen und die kulturelle Tragfähigkeit des Alters. Alte Kirchen in Holland

Seit der Reformation ist die Umnutzung religiöser Gebäude zu weltlichen Zwecken in den Niederlanden keine Seltenheit. Die jahrhundertealten Stadtkirchen wurden lange Zeit als Gotteshäuser genutzt, bis der Prozess der Säkularisierung und der Entvölkerung der Innenstädte die Herausforderung mit sich brachte, neue Mittel für ihre Instandhaltung zu finden. Aufgrund der formalen Trennung zwischen Kirche und Staat müssen die Religionsgemeinschaften den Erhalt der Kirchengebäude zum größten Teil selbst finanzieren und können nur teilweise Zuschüsse erhalten. Infolgedessen müssen selbst hochgeschätzte monumentale Kirchen aus dem Mittelalter für eine zeitgemäße Wiederverwendung umgebaut werden, um wirtschaftlich überleben zu können. Im Gegensatz zu früheren Anpassungen sind bei den jüngeren Eingriffe viel mehr Optionen für andere oder zusätzliche Nutzungen erkennbar. Dies wirft die Frage auf, ob ein ausreichendes Verständnis der "kulturellen Tragfähigkeit" der jeweiligen Kirchen vorhanden ist und ob das Konzept der "Kompatibilität", das in der Regel im technischen Sinne gemeint ist, auch in einem weiteren Sinne für die Bewertung der kulturhistorischen, funktionalen und architektonischen Angemessenheit der vorgeschlagenen Eingriffe berücksichtigt wird.

Das Verhältnis der Denkmalpflege zum Sakralen

Die Denkmalpflege ist ein zeitgebundener Auftrag, dessen gesellschaftliche Relevanz immer wieder neu definiert wird. Entsprechend handelt und wirkt die Denkmalpflege innerhalb jeweils anerkannter Doktrinen. So sehr dabei der Schutz und die Erhaltung der Denkmäler im Vordergrund steht, bleiben stets auch Handlungsspielräume. Wo die fachliche Expertise das Materielle des Denkmals betrifft, kann sich die Disziplin auf ein verlässliches Instrumentarium stützen. Probleme im Umgang mit den genuinen Denkmalwerten ergeben sich erfahrungsgemäß, wenn diese die mehr geistigen, ja transzendenten Eigenschaften eines Gebäudes betreffen, die schwieriger zu eruieren und zu vermitteln sind. Dazu zählt auch das so genannte Sakrale, das im und über das Kirchengebäude hinaus unterschiedlich erfahren und bewertet wird. In den Erwägungen und Planungen zur Umnutzung von Kirchen wird das Sakrale zum Spielball unterschiedlichster Akteure. Wo positioniert sich die Denkmalpflege?

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