Kirchenumnutzung - Internationales Forum

Sektion 4

Die Perspektive der Prozessplanung

Wie geht man bei der Planung von Kirchenumnutzungen vor? Von wem geht die Initiative aus? Welche Interessengruppen werden in den Prozess eingebunden? Wer bietet fachliche Beratung? Wie wird kommuniziert?

Kirchenumnutzungen als Prozess

Wie gelangt man bei Kirchenumnutzungen zu guten Lösungen? Das heisst, zu Lösungen, die dem, was Kirchengebäude repräsentieren und sind, Rechnung tragen? Kirchen sind Orte und Räume, die in mannigfachen Beziehungen zu Religion, Gesellschaft und Öffentlichkeit stehen. Wie können diese Beziehungen bei Umnutzungen berücksichtigt werden? Die Wege, die zu guten Lösungen führen, sind komplex. Sie verlangen den Einbezug verschiedener Partner. Und diese Partner müssen bereit sein, sich auf einen Prozess einzulassen. Der Vortrag diskutiert, was es heisst, Kirchenumnutzungen als Prozess zu verstehen. Er nennt die wichtigsten Elemente dieses Prozesses, zeigt, welche Faktoren zu bedenken sind und skizziert die Phasen und Schritte. Als Prozess sind Kirchenumnutzungen auf die Zukunft ausgerichtet. Warum Kirchenumnutzungen im einen Fall scheitern, im andern Fall gelingen, und welche Rolle dabei die Bereitschaft spielt, ein Umnutzungsprojekt als Prozess zu verstehen, zeigt der Vortrag an Beispielen aus der Schweiz.

Prozessbegleitung bei Kirchenumnutzungen. Erfahrungen aus Initiativen in Nordrhein- Westfalen

 Jörg Beste
Name / Titel
Jörg Beste
Funktion
Synergon, Cologne, Germany

Seit 2006 werden im Land Nordrhein‐Westfalen im öffentlichen Auftrag die Häufungen von Kirchenschließungen erforscht und begleitet. So wurde vom Büro synergon aus Köln für das Landesbauministerium das Modell‐ und Forschungsvorhaben „Zukunft Kirchenumnutzungen“ durchgeführt. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen wurden von Jörg Beste unter dem Titel „Kirchen geben Raum“ mit Empfehlungen für Akteure der Umnutzungsprozesse zusammengefasst und von der ‚Landesinitiative StadtBauKultur NRW‘ herausgegeben. Hieran anschließend wurden für die Landesinitiative Feldforschungen durchgeführt und Projektbausteine zu „Informationsangeboten und Beratungsleistungen für Kirchengemeinden, Pfarreien, Kommunen und kirchliche Verwaltung“ entwickelt. StadtBauKultur NRW und synergon setzen zurzeit diese Projektbausteine in Kooperation mit weiteren Beteiligten unter dem Titel „Zukunft‐Kirchen‐Räume“ schrittweise mit einer webbasierten Informationsplattform, einem Erfahrungsnetzwerk und einem Projekt zur Begleitung von konkreten Neunutzungsprojekten um. Jörg Beste berichtet über die Vorgehensweise in NRW und die Praxis vor Ort, bei der insbesondere die Projektprozesse mit ihren Akteuren und Beteiligten sowie den verschiedenen Interessenslagen im Mittelpunkt der Untersuchungen und der daraus abgeleiteten Unterstützungsleistungen stehen.

Eine nachhaltige Strategie für Kirchengebäude auf allen Ebenen unter Berücksichtigung von Aspekten der Lenkung oder Steuerung

 Frank Strolenberg
Name / Titel
Frank Strolenberg
Funktion
The Cultural Heritage Agency of the Netherlands, the Netherlands

Die öffentliche Aufmerksamkeit für die Erhaltung von Kirchengebäuden ist in den Niederlanden relativ neu. Ein wichtiger Anfang wurde im Jahr 2008 mit dem Jahr des religiösen Erbes gemacht. Zehn Jahre später verfügen die Niederlande nun über eine neue Strategie, die auf der gemeinsamen Entwicklung langfristiger Visionen über eine nachhaltige Zukunft für alle Kirchengebäude beruht: eine Kirchen-Vision. Die nationale Kirchenstrategie besteht aus fünf Leitprinzipien: 1. Das Streben nach Erhaltung betrifft alle Kirchengebäude, unabhängig von ihrer Konfession, ihrem Alter, ihrer Nutzung oder ihrem Status als Denkmal. 2. Eine nachhaltige Erhaltung von Kirchengebäuden kann nur erfolgen, wenn die Zukunft der Gebäude vor Ort unterstützt wird. 3. Strategisch vorausschauen, nicht erst handeln, wenn Probleme auftauchen. 4. Zusammenarbeit aller Beteiligten. 5. Die Aufgabe ist komplex und für jede Stadt oder Gemeinde einzigartig. Es gibt also keine allgemeinen Regeln. Das Instrument der Kirchenvision wurde Anfang 2019 eingeführt. Kommunen - die in den Niederlanden nicht Eigentümer von Kirchengebäuden sind! - können finanzielle Unterstützung erhalten, je nachdem, wie viele Kirchengebäude sie innerhalb ihrer Grenzen haben. Die Unterstützung ist an die Bedingung geknüpft, dass sie bei der Ausarbeitung einer gemeinsame Kirchenvision mit den Kirchgemeinden und den Einwohnern vor Ort zusammenarbeiten. Bis jetzt arbeiten 99 der 355 niederländischen Gemeinden an ihrer eigenen Kirchenvision. Das bedeutet, dass man derzeit gemeinsam über 2.900 der 7.000 Kirchengebäude in den Niederlanden nachdenkt. Im Vortrag wird erläutert, wie eine Kirchenvision funktioniert und was es braucht, um sie erfolgreich abzuschließen.

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