Sektion 5

Die Perspektive des Immobiliengeschäfts

Wie wirken sich wirtschaftliche Überlegungen auf die alternative Nutzung von Kirchen aus? Wenn der gewerbliche Immobilienmarkt diese Gebäude nicht erhalten kann, welche organisatorischen und finanziellen Alternativen zum Verkauf von Kirchen gibt es?

Der Churches Conservation Trust (CCT) wurde vor 50 Jahren gegründet, um historische Kirchen, die keine lebensfähige Gemeinde mehr hatten, für die Nation zu retten. In diesen 50 Jahren hat der CCT eine Sammlung von 356 schönen und historischen Kirchen in ganz England zusammengetragen. Diese Sammlung wächst weiter, jedes Jahr um etwa zwei bis drei, und das vor dem Hintergrund sinkender staatlicher Mittel. Der CCT hat sich von einer reinen Erhaltungsorganisation zu einer Organisation entwickelt, die sich für die Gemeinschaft und die Freiwilligenarbeit einsetzt, die über kommerzielle Kenntnisse verfügt (durch Aktivitäten wie Champing™ und Beratungstätigkeit) und die als Bauträger fungiert, um die Nutzung einiger historischer Kirchen in den Städten für eine Vielzahl von verbesserten gemeinschaftlichen Zwecken zu ermöglichen. Wir setzen unsere qualitativ hochwertige Erhaltungsarbeit fort, müssen aber ständig mehr Geld aufbringen, um diese wachsende Sammlung von Kirchen zu verwalten und zu erhalten. Die Strategie des CCT zielt darauf ab, wie wir unsere Infrastruktur nutzen können, um Gemeinden bei der Erhaltung ihrer historischen Gotteshäuser zu unterstützen. Wir gehen davon aus, dass es in ländlichen Gebieten immer mehr historische Kirchen geben wird, die keine Gottesdienstgemeinde haben. Wie und von wem sollen diese Kirchen betreut werden? Wie können nationale Organisationen helfen? Der Vortrag diskutiert eine Fallstudie über das Old Black Lion Pub. Dies ist unsere neueste Idee, wie wir die Wiederverwendung historischer Kirchen durch angrenzendes Eigentum unterstützen können, um eine nachhaltige kommerzielle Zukunft zu schaffen und gleichzeitig den öffentlichen Zugang zu erhalten und die lokale Wirtschaft zu verbessern.

Bereits in den 1980er Jahren wurden in den Niederlanden sehr viele Kirchen und auch Klöster abgerissen. Reliplan, gegründet 1991, gehörte zu den ersten, die sich mit der Vermarktung von Kirchen beschäftigte. Zu dieser Zeit war dies noch eine Marktlücke. Zu den Käufern oder Mietern von Kirchengebäuden, die Reliplan vermittelt, gehören Kirchengemeinden, Organisationen der Zivilgesellschaft, kulturelle Organisationen, Firmen, Private, Investoren, Entwickler, Stiftungen ohne Gewinn. Oft sind die Kirchengemeinden überrascht, wie schnell Reliplan eine Nutzung findet, ohne langwierige Konzepte zu entwickeln. Es geht darum, zu erkennen und zu verbinden, was die Potentiale und Anforderungen sind. Für Reliplan liegt die Herausforderung auch darin, die Kirchen zu einem marktkonformen Preis zu verkaufen und nicht zu verschleudern.

Gotteshäuser sind etwas Besonderes: Vielfach schon lange vorhanden, mit einer „betriebsnotwendigen“ Sondernutzung von großer Symbolkraft behaftet, selten voll ausgelastet, oft denkmalgeschützt, gleichsam mit hohen Instandsetzungs- und Betriebskosten belastet. Das ist seit zehn Jahren nicht neu und noch immer aktuell. Neu hingegen ist im Zeichen des Klimawandels eine ggf. anstehende CO2-Bepreisung. Als langlebige Bestandsgebäude sind Kirchen günstige und wertvolle CO2-Speicher. Sondernutzungen der öffentlichen Hand werfen ähnliche Fragestellungen wie im kirchlichen Immobilienmanagement auf. Unter den Aspekten (Bestands-)Bau, Verkauf, Kauf oder (Kosten-)Miete werden Unterschiede, aber auch Parallelen zur gewerblichen Wohn- und Immobilienwirtschaft gezogen. Wie kann der Instandhaltungsstau quantifiziert werden? Und was bedeutet dies im Zeichen des Klimawandels? Von der Bestandserfassung bis zum Gebäudeportfoliomanagement werden die Nutzungskosten beispielhaft berechnet, simuliert (NUKOSI) und Vergleiche gezogen sowie Ausblicke entwickelt.