Kirchenumnutzung - Internationales Forum

Sektion 7

Die Perspektive des ländlichen Raums

Welche besonderen Konzepte und Lösungen gibt es für Kirchengebäude im Ländlichen Raum, insbesondere in schrumpfenden Regionen?

Kirche. Mehr als Kirche. Projekte der IBA Thüringen im ländlichen Raum

Etwa 2000 Kirchengebäude, überdurchschnittlich viele, sind Teil der Thüringer Kulturlandschaft. Sie sind Ausdruck einer sehr kleinteiligen und dichten Siedlungsstruktur in einem überwiegend ländlich geprägten Raum. Sie sind identitätsstiftend und fast immer ortsbildprägend, sie sind ein großer bauhistorischer und kultureller Schatz. Doch die Nutzung, die Pflege und Wahrung von Grundstücken, Pfarrhäusern und Kirchen wird angesichts des demografischen Wandels und einer abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern immer schwieriger. In Kooperation mit der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) sucht die IBA Thüringen seit 2014 gemeinsam nach neuen Vorgehensweisen, leere oder wenig genutzte Kirchen wieder mit Leben zu füllen. Auf den Projektaufruf „Querdenker gesucht“ wurden im Jahr 2017 ungefähr 500 Ideen eingereicht, von denen einige in experimenteller Weise umgesetzt wurden. Die ersten realisierten Projekte zeigen, dass sich die Kirchen in unterschiedlicher Weise neu verstehen und öffnen, sie werden zu hybrid genutzten Gebäuden: zu neuen öffentlichen Orten. 

Kirchengebäude als gemeinsame Basis reaktivieren

 Edith Wouters
Name / Titel
Edith Wouters
Funktion
AR-TUR, Centre for Architecture, Urbanity and Landscape in the Kempen, Turnhout, Belgium

Die ländliche Perspektive, die der Vortrag in den Blick nimmt, ist das dichte Netz von Kirchen in der Region Kempen im nördlichen Teil Belgiens, in welcher in Zukunft jeder Kirche eine Rolle zukommen wirdt. AR- TUR hat in Zusammenarbeit mit Professor Sven Sterken von der KU Leuven das Kempenlab "Kirchenlandschaft" als freien Kulturraum aufgebaut. Als Fallbeispiel dient die moderne Kirche des Architekten René Van Steenbergen im Weiler Den Hout in Beerse. Mit einer Reihe von Aktivitäten, wie z. B. einer studentischen Analyse und Forschung im Fach Desing, durch Exkursionen, Ausstellungen, einem Seminar und einer Veröffentlichung haben wir die Herausforderungen des Fallbeispiels vertieft, um gleichzeitig eine Debatte auf einer höheren Ebene zu eröffnen und Empfehlungen für ähnliche Projekte zu formulieren. Kempenlab ist nicht nur bestrebt, neue Erkenntnisse für das Fallbeispiel zu liefern, sondern möchte auch die Denkweise aller beteiligten Akteure beeinflussen. Auf diese Weise wird eine ganzheitlichere Herangehensweise sowie ein Katalysatoreffekt für die Qualität künftiger Mehrfachnutzungsprozesse angeregt.

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